Thank you Thailand! Khobkun kaa!
- Jolien & Mirko
- 9. März 2020
- 6 Min. Lesezeit
Thailand hat uns mit seinen wunderschönen Inseln und Stränden in der "Andaman Sea" herzlich empfangen und liess uns den leicht wehmütigen Malaysia-Abschied schnell vergessen. Die thailändische Passkontrolle könnte man sich kaum entspannter vorstellen. Man kommt mit einem Longtailboat an einem Bilderbuchstrand an und lässt seinen Pass in einem kleinen Container direkt hinter den Strandbars abstempeln, fertig. Für die nächsten 30 Tage durften wir also Thailand erkunden und sind es zunächst ruhig angegangen. Nach Penang und Langkawi hatten wir uns bereits ziemlich an den "Chiller-Modus" gewöhnt und haben somit noch ein paar weitere entspannende Tage auf der wunderschönen und ruhigen Insel "Ko Mook" verbracht. Hier haben wir auch Hannah, Luca und Lou nochmals getroffen und die gemeinsamen Abende mit ihnen sehr genossen.
Kurz bevor wir mit dem Rad wieder weiter wollten machte uns (Hannah und Luca inklusiv) eine fiese Magen-Darm-Verstimmung - wird womöglich nicht die letzte gewesen sein - einen Strich durch die Rechnung. Zum Glück waren wir nach einem Tag mehr oder weniger auskuriert und schwangen uns endlich wieder auf unsere Sättel, neugierig das thailändische Festland mit dem Fahrrad zu entdecken.
Entgegen unseren Erwartungen wurden wir von einem sehr hügeligen Thailand empfangen. Die ersten Tage hatten es ziemlich in sich. Die vielen vorgängigen Strandtage und der eine Krankheitstag waren definitiv mit Schuld an unserem bemitleidenswerten Fitnesszustand. Die Strecke führte durch feuchtwarmes Dschungelgebiet und riesengrosse Gummi-, Palmöl und Papayaplantagen bis wir nach drei Tagen die thailändische Ostküste erreicht hatten. Entlang der wirklich traumhaften und menschenleeren Stränden stiessen wir kurz vor Chumphon auf eine Oase, ein kleines Resort am Meer. Wir waren uns beide sofort einig: Wir sind ja schon wieder sooooo viel gefahren, wir brauchen unbedingt nochmals ein wenig Erholung! Im Resort haben wir gefaulenzt, uns die Bäuche vollgeschlagen und eine supernette kanadische Familie kennengelernt. Mit ihnen haben wir gemütliche Abende verbracht...wir waren quasi die einzigen Gäste im gesamten Resort. Danach wars aber wirklich vorbei mit dem "Schoggiläbe" und wir fuhren los.... mit dem sehr komfortablen Nachtzug nach Nakhon Pathom, einem Vorort von Bankok.
Von Nakhon Pathom aus gings entlang dem grössten thailändischen Nationalpark "Khlong Wang Chao" bis nach Mae Sot, die letzte Stadt vor der burmesischen Grenze. Zuckerrohr, Chinakohl, Wassermelonen, Tamiok, Ananas, Erdbeeren, Tomaten und Koriander sind nur einige der vielen Produkte, welche in dieser Landwirtschaftsregion angebaut werden. Aufgrund der fortgeschrittenen Trockensaison lagen hingegen viele Felder brach oder waren ausgebrannt worden, um fruchtbaren Boden für die nächste Saat zu schaffen. Zu unserem Glück war die grösste Abbrennphase bereits vorüber und wir genossen somit die saubere Luft ...ausser in Mae Sot. Dort zeigte sich die Sonne als grosse, dunkelorange Kugel, in die man ohne Sonnenbrille problemlos reinschauen konnte... und das weisse T-Shirt "erstrahlte" am Abend in schönsten grau. Bevor wir aber Mae Sot erreichten, hatten wir uns einen "Nebenstrassen-Schlenker" durch den "Lan Sang" Nationalpark vorgenommen. Wir erwähnen diesen Schlenker hier nochmals extra, weil er zu den mit Abstand härtesten aber auch schönsten Tagen unserer bisherigen Reise geführt hat.
Ausgerüstet mit ausreichend Wasser und Nahrung und mental eingestellt auf steile Kies- und Sandstrassen fuhren wir los Richtung Nationalpark. Unsere jeweiligen Etappenziele waren zwei kleine Bergdörfer und wenn alles gut liefe, würde die gesamte Etappe gar nur zwei Tage in Anspruch nehmen. Zu Beginn fuhren wir auf Asphalt, dann zunehmend auf - teils unglaublich steilen - Dirtroads. Soweit entsprach alles unseren Erwartungen und wir erreichten geschafft aber glücklich das erste Bergdorf. Wir durften unser Nachtlager auf dem Schulareal aufschlagen und wurden beim Aufhängen unserer neuen Hängematten neugierig und kichernd von den Kindern beobachtet. Früh morgens gings am nächsten Tag los zum zweiten Bergdorf und schon nach dem ersten Kilometer war klar, das wird heute kein Zuckerschlecken! Die Strassenqualität nahm exponentiell ab! Es überholten uns lediglich noch zwei 4x4 Pickups mit netten und vor allem schadenfreudig grinsenden Menschen und von Motorrädern war weit und breit keine Spur mehr. Diese Tatsache stimmte uns bereits etwas nachdenklich, denn die Thai fahren mit ihren alten Motorrädern wirklich durch unwegbarstes Gelände. Trotzdem entschieden wir uns, an unserer Route festzuhalten und im nächsten Dorf unser weiteres Vorgehen zu besprechen. Es lagen ja schliesslich nur noch 10km und 300 Höhenmeter vor uns. Ich sags euch, auf diesen 10km haben wir und unsere Velos wortwörtlich Dreck gefressen. Das Kies war ersetzt worden durch mehlartigen, knöcheltiefen Staub auf einem heillos durchlöcherten Untergrund. An Fahren war gar nicht mehr zu denken und schieben konnten wir das Fahrrad nur mit vereinten Kräften, heisst konkret: Erstes Fahrrad hochschieben, runterlaufen, zweites Fahrrad hochschieben und dabei immer wieder ausrutschen, hinfallen, fluchen, kopfschütteln, lachen und wieder fluchen. Mirko hat sich einige Male laut seinen geliebten Jeep hergewünscht. So kämpften wir uns ca. 3 Stunden den Hang hoch und als wir dann endlich wieder fahren konnten riss Jolien's Kette, ooh mann! Egal, das war schnell repariert und schliesslich erreichten wir nach sechs Stunden (!!!) das zweite Bergdorf. Wir schlugen unser Zelt auf dem Pausenplatz der kleinen Dorfschule auf und waren für die Kids, die Lehrer und die Dorfbewohner DIE Attraktion. Es wurde gemeinsam Basketball und Frisbee gespielt, Mirko machte Witze mit den Buben, die Dorfbewohner brachten Essen vorbei und wollten wissen woher wir kommen und wohin wir fahren. Wir waren froh von ihnen zu hören, dass die Streckenverhältnisse für unsere kommende Tagesroute "more better" zu sein schienen. Am nächsten Tag haben wir noch an der Morgengymnastik der Schüler mit teilgenommen und sind dann zur letzten Etappe aufgebrochen. Die Strassen waren wieder brutal steil und durchlöchert aber zum Glück fahrbar. Erschöpft und unendlich dankbar für die prägenden Erlebnisse der vergangenen Tage sind wir am dritten Tag wieder an der Hauptstrasse nach Mae Sot angelangt, einer fetten Autobahn, was für ein Kontrast!
Nebst diesem Nationalparkausflug waren die grössten Herausforderungen in Thailand klar Schrift und Sprache. Die Schrift blieb für uns bis zuletzt schön aber unentzifferbar und an der Sprache mit den langgezogenen und nasalen "A"s hatte vor allem Mirko grossen Gefallen gefunden. Es gab nicht wenig Situationen in denen er sich das Lachen fest verkneifen musste. Wir haben uns im Verlauf die wichtigsten Wörter wie Wasser, Banane, Kaffee, Zahlen bis Hundert, Hallo, Tschüss und Danke angeeignet und haben es so und mit Hilfe unseres Bilder-Lexikons doch recht gut durchs Land geschafft. Die Englischkenntnisse der Menschen auf dem Land sind nämlich höchstens minim bis meist gar nicht vorhanden. Die Sprache selber ist deshalb so schwer, weil sie mit fünf verschiedenen Intonationen arbeitet. Hoch, tief, lang, kurz und neutral. In unseren Ohren klang das alles gleich. Ein kleines Beispiel, das uns ein hiesiger Englischlehrer erklärt hat: Die Zahl "zwei" in Thai heisst "Soong". Das "O" wird dabei tief und lang ausgesprochen. Spricht man das Wort aus wie das Englische Wort für "Lied", also "Song", dann bedeutet es "Bordell". Na toll, Missverständnisse und lustige Versprecher waren also vorprogrammiert.
Die Menschen in Thailand waren genau so wie in Malaysia unglaublich freundlich und grosszügig. Sie riefen und winkten einem von überall her zu und oft hörten wir auch "Oh, Farang!!". Das heisst so viel wie: "Oh Weiss-Haut!!", was zumindest für Jolien nach wie vor sehr treffend war. Selfies mit den zwei komischen Radfahrern waren bei gefühlt jedem längerem Boxenstopp ein Muss. Der Buddhismus als meist praktizierte Religion in Thailand ist omnipräsent und grosse Buddhas, Pagoden und Tempel sind überall, auch in den kleinsten Dörfchen, zu finden. Kulinarisch erfüllte Thailand für uns in jedem Fall das Klischee. Leckeres Essen fanden wir praktisch immer und überall und nicht selten zauberten die unscheinbarsten Strassenküchen die leckersten Suppen hervor! Aber auch weniger schmackhafte Esswaren wie Entenköpfe oder Käfer und Maden sind uns untergekommen, wobei die gesalzenen und frittierten Grillen gar nicht mal so schlecht schmeckten. Die "kleinen" Krabbeltiere gabs als Snack an einer thailändischen "Chilbi" an der wir per Zufall abends nach dem Essen vorbeifuhren. Es war richtig unterhaltsam die vielen kreativen Jahrmarktspiele zu beobachten und der lo Artistengruppe zuzuschauen, wie sie ein höchstens 3-jähriges Kind als Highlight des Abends an einem Seil "bungyjumpen" schickte!! Wir waren offensichtlich die einzigen, die das als leicht fahrlässig erachteten. Zurück nach Mae Sot. In der Grenzstadt haben wir unsere letzten Tage in Thailand mit Fahrradputzen, Waschen und Einkaufen verbracht. Ja, auch wir müssen "Haushalten" ;-) Tatkräftig unterstützt wurden wir beim Abarbeiten unserer ToDo-Liste von "Yun". Er ist selber Tourenradler, fährt konstant mit seinem stets "ready to go" bepackten Tourenrad durch die Gegend und besitzt einen kleinen Fahrradladen mit den besten Produkten von denen Radreisende nur träumen. Wir haben uns also bei Yun mit kleinen Notwendigkeiten eingedeckt, die Fahrräder ein wenig umgerüstet und durch ihn einmal mehr beispiellose Grosszügigkeit und Hilfsbereitschaft erlebt. Yun hat uns im Verlauf des Tages einem deutschen Fahrradpärchen (Chris und Lisa) vorgestellt, die er für eine Nacht bei sich zu Hause untergebracht hatte. Wir haben kurzerhand entschieden, gemeinsam mit ihnen die ersten paar Tage in Myanmar zu verbringen. Wie es weiterging und warum auch Yun plötzlich Teil der Reisegruppe wurde erfährt ihr im nächsten Blog. Wow, die Einträge werden immer länger! Wir hoffen es langweilt euch nicht zu sehr. Für diejenigen unter euch, denen das Lesen nicht so zusagt, für die gibt's unten ja die Bilder ;-)
Khobkun kaa/krap Thailaaaannd!
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